In der Musik ist ein Choralvorspiel oder eine Choraleinstellung eine kurze liturgische Komposition für Orgel, die auf einer Choralmelodie basiert. Es war ein vorherrschender Stil des deutschen Barock und erreichte seinen Höhepunkt in den Werken von J.S. Bach, der in seinem Orgelbüchlein 46 (mit einem 47. Unfertigen) Beispiele für die Form schrieb, zusammen mit mehreren anderen Werken dieses Typs in anderen Sammlungen.
Diese Form wurde in der Barockzeit in Deutschland sehr häufig verwendet, mit Varianten:
harmonisierter Chorale: vertikales Schreiben (in Akkorden) mit einigen kontrapunktischen Schreibelementen (horizontal) …
choralfuge: mit thema, gegenteil, stretto, unterhaltung … (wie in einer fuge)
bildlicher choral: mit wichtigen kontrapunktelementen in der imitation
Chor dekoriert: mit Vorschlägen, vorübergehenden Noten, melodischer …
abwechslungsreicher choral: choralfantasie, mischen mit anderen formen …
Diese verschiedenen Fassungen wurden insbesondere von Johann Sebastian Bachs vielen Choralvorspielen illustriert, darunter die 46 des Orgelbüchlein.
Funktion
Die liturgische Funktion eines Choralvorspiels im Barock wird diskutiert. Eine Möglichkeit ist, dass sie verwendet wurden, um die Hymne vorzustellen, die von der Gemeinde gesungen wird, normalerweise in einer protestantischen Kirche und ursprünglich in einer lutherischen Kirche.
Stil
Choralvorspiele sind in der Regel polyphone Einstellungen, mit einem Choralton, der deutlich hörbar und oft verziert ist und als Cantus firmus verwendet wird. Begleitmotive ergeben sich meist aus kontrapunktischen Manipulationen der Choralmelodie.
Zu den bedeutenden Komponisten der Choralvorspiele während der Barockzeit zählen Dieterich Buxtehude, Johann Pachelbel und Johann Sebastian Bach. Es gibt auch Beispiele aus dem späten 19. Jahrhundert, darunter Werke von Johannes Brahms und Max Reger.
Genre
Obwohl dieser Kompositionsstil typischerweise eine polyphone Arbeit war, ist die Melodie wie bei homophonen Gesängen gut zu hören. Ab und zu gibt es ein Obbligato über oder unter der Melodie.
Die Form
Das Choralvorspiel präsentiert sich stets in strophischer Form wie im Choral – seine erweiterte Fassung -, aber in einer sehr kurzen Darstellung. Seine Form wird durch ein einfaches „AA“ oder sogar ein längeres, kanonisches „A“ dargestellt, mit Variationen zwischen den Stimmen, in denen nur das ursprüngliche Thema des Chors dargestellt wird, in diesem zweiten Fall ist die Form Thema und Variation, bei denen Bach verwendet das gespiegelte, umgekehrte, retrograde Thema, das die Intervalle in Imitationen des ursprünglichen Themas umsetzt, usw. Die Form kann auch frei sein, da im Barock es üblich war, auf dem durchgehenden Bass zu improvisieren.
Barockzeit
Unter den alten Meistern, die Choralvorspiele geschrieben haben, ist Samuel Scheidt. Seine Tabulatura Nova [Scores], die mehrere solcher Werke enthielt, wurde 1624 veröffentlicht. Sweelinck ist auch typisch für den Frühbarock.
Choralvorspiele erscheinen auch in den Werken von Dieterich Buxtehude und Georg Böhm. Bis heute haben über 40 Choralvorspiele von Buxtehude überlebt.
Johann Pachelbels Kompositionen sind ein anderes Beispiel für die Form, wobei viele seiner Choralvorspiele auf protestantische Choralmelodien eingehen.
Der bekannteste Komponist von Choralvorspielen ist Johann Sebastian Bach. Zu seinen frühesten Kompositionen, die er vor seinem fünfzehnten Geburtstag für Orgel komponierte, gehören die Choralvorspiele BWV 700, 724, 1091, 1094, 1097, 1112, 1113 und 1119.
In Bachs frühem Orgelbüchlein (1708-1717) ist die Choralmelodie gewöhnlich im oberen Teil und in den begleitenden unteren Teilen zu finden, während sie in ihrem harmonischen und kontrapunktischen Detail sehr ausführlich ausgeführt sind und der Anfang und das Ende von Phrasen im Allgemeinen mit denen des Choral übereinstimmen. Ein Beispiel ist „Jesu, meine Freude“, bei dem die Choralmelodie im oberen Teil durch einen eng verwobenen und harmonisch subtilen Kontrapunkt in drei Teilen unterstützt wird:
Peter Williams (1972, S. 27) sagt über den Orgelbüchlein: „Jede Annäherung an Bachs Orgel-Choräle – ihre Schönheit, ihre“ Symbolik „, ihre Meisterschaft – ist lohnend.“ Williams fährt fort (1972, S. 29). „Einer der bemerkenswertesten Die meisten der Einstellungen zeichnen sich dadurch aus, dass die Begleitung und die Motive, aus denen sie zusammengesetzt ist, neu erfunden wurden und nicht thematisch mit der Melodie zusammenhängen. “
Im Vorspiel zu Wachet auf, ruft uns die Stimme (BWV 645) aus dem Satz von sechs Schübler Chorales aus früheren Kantatensätzen ist die Begleitung ein frei fließendes Obbligato, das beide aus der Choralmelodie stammt, aber dennoch zu sein scheint unabhängig darüber schweben „Das Erreichen einer vom Cantus firmus unabhängigen Melodie, obwohl sie in Obbligato-Arien grundsätzlich vertraut ist, ist hier ungewöhnlich vollständig.“ Julian Mincham (2010) sieht hier eine Asymmetrie, die möglicherweise im Chorale „mit seiner etwas rätselhaften Mischung verschiedener Phrasenlängen“ verwurzelt ist:
Zwei melodische Ideen aus dem Chorale, oben mit (a) und (b) bezeichnet, sind in die obbligato-Linie eingebettet:
Mincham sagt, dass „Thema und Chorale nicht so konzipiert sind, dass sie miteinander beginnen und enden … [sie] passen perfekt zusammen.“ Lernen Sie die Choral- und Ritornell-Melodien gut kennen und die scheinbar mühelosen Zusammenhänge werden offensichtlich. Der wichtige Punkt ist, dass sie nicht zu passen scheinen; aber sie tun es. “
Präludium Koralle von Buxtehude
Choralvorspiel (und Magnifikate) 177-224
BuxWV 177 – Ach Gott und Herr
BuxWV 178 – Ach Herr, mich armen Sünder
BuxWV 179 – Auf meinen lieben Gott
BuxWV 180 – Christus, unser Herr, zum Jordan kam
BuxWV 181 – Danket dem Herren, denn er ist sehr freundlich
BuxWV 182 – Der Tag, der ist so freudenreich
BuxWV 183 – Durch Adams Fall ist ganz verderbt
BuxWV 184 – Eine feste Burg ist unser Gott
BuxWV 185 – Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort
BuxWV 186 – Es ist das Heil uns kommen
BuxWV 187 – Es spricht der Unweisen Mund wohl
BuxWV 188 – Gelobet seist du, Jesu Christ
BuxWV 189 – Gelobet seist du, Jesu Christ
BuxWV 190 – Gott der Vater wohn uns bei
BuxWV 191 – Herr Christ, der einig Gottes Sohn
BuxWV 192 – Herr Christ, der einig Gottes Sohn
BuxWV 193 – Herr Jesu Christ, ich weiß gar wohl
BuxWV 194 – Ich danke dir, lieber Herre
BuxWV 195 – Ich danke dir schon durch deinen Sohn
BuxWV 196 – Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ
BuxWV 197 – In dulci jubilo
BuxWV 198 – Jesus Christus, unser Heiland
BuxWV 199 – Komm, heiliger Geist, Herre Gott
BuxWV 200 – Komm, heiliger Geist, Herre Gott
BuxWV 201 – Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn
BuxWV 202 – Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich
(BuxWV 203 – Magnificat Primi Toni)
(BuxWV 204 – Magnificat Primi Toni)
(BuxWV 205 – Magnificat Noni Toni)
BuxWV 206 – Mensch, willt du leben seliglich
BuxWV 207 – Nimm von uns, Herr
BuxWV 208 – Nun gebissen wir den heiligen Geist
BuxWV 209 – Nun gebissen wir den heiligen Geist
BuxWV 210 – Nun freut euch euch, lieben Christen g’mein
BuxWV 211 – Nun komm, der Heiden Heiland
BuxWV 212 – Nun Lob, mein Seel, den Herren
BuxWV 213 – Nun Lob, mein Seel, den Herren
BuxWV 214 – Nun Lob, mein Seel, den Herren
BuxWV 215 – Nun Lob, mein Seel, den Herren
BuxWV 216 – Die Lux-Beata, Trinitas
BuxWV 217 – Puer natus in Bethlehem
(BuxWV 218 – Te Deum laudamus)
BuxWV 219 – Vater unser in Himmelreich
BuxWV 220 – von Gott wird ich nicht lassen
BuxWV 221 – Von Gott wird ich nicht lassen
BuxWV 222 – War Gott nicht mit uns diese Zeit
BuxWV 223 – Wie schön leuchtet der Morgenstern
BuxWV 224 – Wir danken dir, Herr Jesu Christ
Bach-Vorspiel
In den Feierlichkeiten des liturgischen Jahres finden die Choralvorspiele des Orgelbüchlein (auf Portugiesisch) statt
Advent
BWV 599 – Nun komm, der Heiden Heiland
BWV 600 – Gott, durch deine Güte (oder Gottes Sohn ist kommen)
BWV 601 – Herr Christ, der einge Gottes-Sohn (oder Herr Gott, nun sei gepreiset)
BWV 602 – Lob sei dem allmächtigen Gott
Weihnachten
BWV 603 – Puer natus in Bethlehem
BWV 604 – Gelobet seist du, Jesu Christ
BWV 605 – Der Tag, der ist so freudenreich
BWV 606 – Vom Himmel hoch, da komm ich her
BWV 607 – Vom Himmel kam der Engel Schar
BWV 608 – In dulci jubilo
BWV 609 – Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich
BWV 610 – Jesu, meine Freude
BWV 611 – Christum wir sollen loben schon
BWV 612 – Wir Christenleut
Neujahr
BWV 613 – Helft mir Gotts Güte preisen
BWV 614 – Das alte Jahre vergangen ist
BWV 615 – In dir ist Freude
Darstellung Jesu im Tempel
BWV 616 – Mit Fried und Freud ich fahr dahin
BWV 617 – Herr Gott, Nonne schleuß den Himmel auf
Fastenzeit
BWV 618 – Der Lamm Gottes, unschuldig
BWV 619 – Christe, du Lamm Gottes
BWV 620 – Christus, der uns selig macht
BWV 621 – Da Jesus an dem Kreuze stund
BWV 622 – Der Mensch, dein Sünde groß
BWV 623 – Wir danken dir, Herr Jesu Christ
BWV 624 – Hilf, Gott, das mir’s Gelinge
Die Traurigkeit, das Herzeleid (Fragment)
Ostern
BWV 625 – Christus lag in Todesbanden
BWV 626 – Jesus Christus, unser Heiland, der Tod überwand
BWV 627 – Christ ist erstanden
BWV 628 – Erstanden ist der heilge Christus
BWV 629 – Erschienen ist der herrliche Tag
BWV 630 – Heut triumphieret Gottes Sohn
Pfingsten
BWV 631 – Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist
BWV 632 – Herr Jesu Christ, dich zu uns wend
BWV 634 – Liebster Jesu, wir sind hier
BWV 633 – Liebster Jesu, wir sind hier (distinctius)
Präludien nach den Hymnen des Katechismus
BWV 635 – Dies sind die heilgen zehn Gebot
BWV 636 – Vater unser im Himmelreich
BWV 637 – Durch Adams Fall ist ganz verderbt
BWV 638 – Es ist das Heil uns kommen
Verschiedenes
BWV 639 – Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ
BWV 640 – In dir hab ich gehoffet, Herr
BWV 641 – Wenn wir in besten Nöten sein
BWV 642 – Wer nur den lieben Gott läßt walten
BWV 643 – Alle Menschen müssen sterben
BWV 644 – Ach wie nichtig, ach wie flüchtig
Neben Bach hatte auch das Zeitalter des Barock eine besondere Bedeutung für Pachelbel mit seinen Choralvorspielen, die wesentlich zur Etablierung des Melodiechors des Protestantismus in Norddeutschland beigetragen haben.
Romantik und 20. Jahrhundert
Es gibt mehrere Beispiele von Choralvorspielen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, wie die elf Choralvorspiele von Johannes Brahms, César Franck, Max Reger und Samuel Barber. Werke wie diese werden auch heute noch produziert, wie die vier Bände von Helmut Walcha und die sieben Bände von Flor Peeters.
Johannes Brahms Präludium
Op. 122, Elf Korallenpräludien für Orgel (1896)
Nr. 1 Mein Jesu, der du mich
Herzliebster Jesu Nr. 2 war du verbrochen
Nr. 3 O Welt, ich muss dich lassen
Nr. 4 Herzlich tut mich erfreuen
Nr. 5 Schmücke dich, o Liebe Seele
Nr. 6 The wie selig seid ihr doch, ihr Frommen
Nr. 7 Der Gott, du frommer Gott
Nr. 8 Es ist ein Ros ‚Entsprungen
Nr. 9 Herzlich tut mich verlangen
Nr. 10 Herzlich tut mich verlangen (zweite Version)
Nr. 11 O Welt, ich muss dich lassen (zweite Fassung)
Max Reger
Reger komponierte unter anderem 52 Choralvorspiele, Op. 67, Choralvorspiele für Orgel, Op. 79b (1900–04) und 30 kleine Choralvorspiele, Op. 135a (1914).
Korallen-Präludium für Orgel op. 79b (1900-1904)
Nr. 1 ‚Ach Gott, verlaß mich nicht
Nr. 2 ‚Ein Feste Burg ist unser Gott
Nr. 3 ‚Herr, nun selbst den Wagen halt‘
Nr. 4 ‚Morgenglanz der Ewigkeit
Nr. 5 ‚Mit Fried und Freud fahr ich dahin‘
Nr. 6 ‚We weiss, wie nahe mir mein Ende‘
Nr. 7 ‚Auferstehn, ja auferstehn wirst Du‘
Nr. 8 ‚Christ ist erstanden von dem Tod‘
Nr. 9 ‚Christus, Der ist mein Leben‘
Nr. 10 ‚Mit Fried und Freud fahr ich dahin‘
Nr. 11 ‚Nun danket alle Gott‘
Nr. 12 ‚Herr, Nonne selbst den Wagen halt
Nr. 13 ‚Warum solit ich mich gramen‘
Neben Max Regers Opus 79b komponierte er 30 kleine Korallen-Präludien, Op. 135a (1914)